Rock'n'Rolf: Victory 
 
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wei Jahre habt ihr auf ein neues Lebenszeichen der wohl beständigsten deutschen Metal-Band gewartet - jetzt ist es endlich soweit: Victory, das elfte Studioalbum der Hamburger Institution ist im Kasten. Freunde traditioneller Klänge können die Sektkorken knallen lassen!

Als Trilogie aus drei lockeren Konzeptalben möchte Running Wild-Kopf Rolf Kasparek (vocals, guitars) alias Rock'n'Rolf Masquerade (1995), The Rivalry (1998) und den brandneuen Longplayer Victory verstanden wissen. Lockere Konzeptalben deshalb, weil es zwar jeweils einen inhaltlichen roten Faden gibt, die Songs aller drei Scheiben aber durchaus für sich alleine stehen können. "Es geht um die Schlacht zwischen Licht und Finternis", erklärt Rolf. "Masquerade, die Maskerade, war der Beginn dieser Trilogie, The Rivalry hatte die Auseinandersetzung zum Thema, und Victory bezeichnet den Endpunkt: die entscheidende Schlacht. Mit dem Titelsong findet die Trilogie ihren Höhepunkt und ihr Ende."

Die Unterschiede zum Vorgänger The Rivalry erklärt Rolf folgendermaßen: "Das neue Album ist insgesamt grooviger ausgefallen. Obwohl auch ein paar schnellere Songs - Victory, Return Of The Gods und Fall Of Dorkas - dabei sind, ist insgesamt alles getragener gespielt und variantenreicher ausgefallen. Die Drums klingen anders, wir haben an den Gitarrensounds herumrumgebastelt, andere Amps benutzt und etwas experimentiert. Auch die Gesangssounds sind vielseitiger geworden."

Einen weiteren Unterschied zu den Vorgängern stellt das Cover dar, das diesmal kein Gemälde, sondern ein Photo zeigt: Eine Flagge mit dem Running Wild- und dem vom The Rivalry-Cover bekannten Sonnensymbol steckt in einem überdimensionalen Schachfeld. Im Hintergrund sieht man Nebelschwaden, Feuer und Rauch - die Spuren der Schlacht zwischen Licht und Finsternis. Wobei das Cover keinen Zweifel daran läßt, wer als Sieger aus dieser Schlacht hervorgeht...

Neben Rolf sind nach wie vor Leadgitarrist Thilo Hermann und Basser Thomas Smuszynski mit von der Partie. Das Schlagzeug hat ein Kumpel von Rolf, Angelo Sasso, eingespielt, der aber nicht mit der Band auf Tour gehen wird. Diesen Job übernimmt mit Ex-Rage-Drummer Chris Efthimiadis ein Freund und alter Bekannter, der sich genauso wie die unzähligen Fans dieser Band auf die anstehende, längst überfällige Tour freut. Und dann wird's, das weiß man als Running Wild-Fan, wieder mächtig krachen!



ie Songs von Victory in Rolfs Worten:


Fall of Dorkas

"Ein für unsere Verhältnisse ungewöhnlicher Opener. Geht mächtig los, hat aber einen sehr eigenen musikalischen Charakter. Textlich geht's um den Fall des Teufels (alias Dorkas), mit dem der Krieg zwischen Licht und Dunkelheit begann."


When Time runs out

"Musikalisch etwas kommerzieller gehalten. Der Titel sagt im Prinzip alles: Wenn unsere Zeit abgelaufen ist und sich jeder mit den Taten seines Lebens befassen muß, wird abgerechnet..."


Timeriders

"Ein Judas Priest-mäßiger Song, der sich inhaltlich mit dem UFO-Phänomen beschäftigt. Die 'Zeitreisenden' sind jene, die glauben, unerklärbare Zeitverluste oder Zeitsprünge im Zusamenhang mit diesem Phänomen erlebt zu haben."


Into the Fire

"Ein Midtempo-Song, der hauptsächlich auf einem einzigen Riff beruht. Im Text geht es um das Letzte Gericht: Die einen werden ins Feuer verbannt, die anderen nicht."


Revolution

"Ein Beatles-Song, der mich in meiner Jugend sehr beeindruckt hat und den ich schon seit Jahren aufnehmen wollte. Wir haben die Tonlage verändert und das Arrangement auf Running Wild zugeschnitten. Ich könnte mir vorstellen, daß Revolution seinen festen Platz in unserer Liveshow bekommt."


The final Waltz

"Die Einleitung zum folgenden Stück Tsar; der letzte Walzer vor dem Untergang. Thilo hat das Stück geschrieben und sämtliche Gitarren eingespielt."


Tsar

"Die Geschichte der letzten russischen Zarenfamilie, die 1918 ermordet wurde. Bei uns steht weniger die politische Reichweite dieser Geschichte, sondern eher die persönliche Tragödie dieser Familie im Vordergrund. Ein interessantes, im wahrsten Sinne des Wortes weltbewegendes Ereignis, das musikalisch in der Tradition komplexerer Running Wild-Songs wie Ballad Of William Kidd oder Genesis steht. Logischerweise enthält Tsar Einflüsse russischer Folklore. Das Outro mit der Totenglocke und der Kirchenorgel stellt eine Art Begräbnis dar."


The Hussar

"Ein Anti-Kriegssong, der sich damit auseinandersetzt, was jemand fühlt, während er in die Schlacht zieht: Furcht, Wahnsinn und das Ausgeliefertsein in dieser Situation. Die Idee für den Text kam mir eigentlich wegen der Melodie: Es klingt wie ein in die Schlacht galoppierender Reiter, wie ein Husar."


The Guardian

"Es geht um den Wächter, der den Überblick behält und über die Mächte von Licht und Finsternis wacht. Der Wächter hat diese Auseinandersetzung inszeniert und den Ausgang der Schlacht bereits vorprogrammiert. Ein sehr stampfender, stakkatomäßiger Song mit einem Twin-Solo zum Schluß, das einen harmonischen Ausgang symbolisiert. Eher ungewöhnlich für Running Wild."


Return of the Gods

"Ein sehr schneller und komplexer Song von Thilo mit einem ungewöhnlichen Mittelteil, der dem Album noch eine etwas andere Facette gibt. Witzigerweise haben wir beide unabhängig voneinander denselben Titel für das Stück im Kopf gehabt. Es geht um die Rückkehr der alten Götter, die ihre Macht wieder aufnehmen, um das Schicksal zu lenken."


Silent Killer

"Ein rock'n'rolliger Riff-Rocker, kräftig und harmonisch. Die Story, die dem Song zugrunde liegt, ist eine Akte X-fähige Horrorvision: Ich habe mich von Büchern wie Die Zeitmaschine von H.G. Wells beeinflussen lassen, wo es um ahnungslose Menschen geht, die wie Sklaven gehalten werden und immer wieder spurlos verschwinden, ohne daß jemand weiß, wohin und warum. Jeder hat sicher schon einmal nagelneue Klamotten auf der Straße liegen sehen und sich gefragt, wer sowas wegwirft. Jahr für Jahr verschwinden Menschen absolut spurlos und tauchen nie wieder auf, was angesichts unserer durch und durch kontrollierbaren Welt doch zu denken geben sollte."


Victory

"Ein typischer, hymnenhafter Running Wild-Song, der sich vom Arrangement her allerdings von älteren Songs ähnlichen Kalibers unterscheidet. Thematisch behandelt Victory den Sieg des Lichts über die Finternis, was man natürlich auf viele Bereiche unseres täglichen Lebens und der Politik übertragen kann..."